Verschlagwortet: Lacan

0

Die Notwendigkeit der Flexibilität der Sprachanwendung

„Der Sinn erweckt den Anschein, als gehörten Signifikanten und Signifikat zusammen. Es bleibt aber ein Rest, der sich dem Sinn entzieht. Diese fehlende vollständige Zuordnung ermöglicht das Gleiten der Signifikate unter den Signifikanten, was zu der Feststellung führt, daß der Sinn nie erschöpft, nie vollkommen ist. Darum ist eine Rede, eine Schrift nie für immer abgeschlossen. Darin zeigt sich ein grundsätzlicher Mangel.“ Peter Widmer: Subversion des Begehrens: Eine Einführung in Jacques Lacans Werk, S. 47.   Je mehr Sprache schablonenartig verwendet wird, desto eher wird Kommunikation scheitern. Jeder Mensch erlebt die Welt auf eine subjektive einzigartige Weise. Das betrifft auch...

0

Die Verabschiedung des Denkens als Grundlage der Seinserschließung

„Ich denke, wo ich nicht bin, also bin ich, wo ich nicht denke. […]  Man muss sagen, ich bin nicht, da wo ich das Spielzeug meines Denkens bin; ich denke an das, was ich bin, da wo ich nicht zu denken denke.“ (Jacues Lacan, Schriften 2, S. 43)   Lacans gleichzeitig sinnvoll und sinnleere Umdrehung des cartesianischen „cogito ergo sum“ zeigt, wie die lacansche Psychoanalyse dem rationalistischen Erkenntnisprinzip zu entwachsen versuchte, ohne auf die Akrobatik des dualen Sprachgebrauchs zu verzichten. Lacan stellt die fatale Ausweglosigkeit des erkenntnistheoretischen Denkens pointiert heraus, indem er darlegt, dass diesem ein Nicht-Denken nur über das...

3

Der Distelfink als Objekt klein a in Donna Tartts gleichnamigem Roman

Das unerreichbare Ziel, worauf sich ein aus einem Mangelgefühl hervorgehendes individuelles Begehren richtet, nennt Jacques Lacan „Objekt klein a“. Was Lacan als kleines anderes (im Sinne Lacans hier mit kleinem a) auffasst, ist jener Gehalt im Anderen, der als Ähnliches oder Spiegelbildliches der Imaginären Ordnung angehört. Das kleine andere ist wesentlich mit dem Ich verbunden und in einer Beziehung verfasst, die immer reflexiv und imaginär austauschbar ist. Das Objekt klein a ist dementsprechend jedes Objekt, das als begehrenswert angesehen wird und als unerreichbares Zielobjekt des nicht tilgbaren Überschusses das Begehren unstillbar in Bewegung setzt.

0

Robocop – Neurotischer Selbstverlust im Großen Anderen

Neben der dezidierten Kritik an der amerikanischen Kriegsführung veranschaulicht José Padilhas Robocop noch etwas anderes: Die Desintegration der imaginären Sphäre aus dem Realen und dem Symbolischen. Der Film strukturiert eine Bogenbewegung von der imaginären Einheit (in Form des familiären Zentrums) ausgehend über deren radikalen Verlust hin zu einer gemäßigten Wiedereingliederung in die Symbolische Ordnung.

0

Das verborgene Gesicht: Das Prinzip der Verdrängung

Andrés Baiz‘ La cara occulta erzählt eine Eifersuchtsgeschichte, die uns in jeder Szene den Mangel des Subjekts vor Augen führt: Mit Adriáns Umzug nach Bogotá wird das Rad des unstillbaren Begehrens in Gang gesetzt, für Fabiana wird Adrián von der ersten Szene an als potentielle Bedrohung inszeniert. Doch darüber hinaus stilisiert der Film anschaulich die Umstände einer weitestgehend dissoziativen Verdrängung: einer Trennung entscheidender Inhalte von der bewussten Lebenssphäre.

0

Ender’s Game – Ödipuskomplex, Level: Hollywood

Orson Scott Cards Roman Ender’s Game ist ein ausgeprägt antimilitärischer Text, ein in seinen Erzählsträngen differenzierter Antikriegsroman. Gavin Hoods Hollywoodadaption simplifiziert die Story um ein Vielfaches. Sie wird auf die ödipale Entwicklung des Protagonisten und einen zu erwartenden Twist am Ende des Films reduziert. Umso schlimmer, dass Card selbst am Drehbuch beteiligt war, wenngleich es vor dem Hintergrund, dass er ein Befürworter des amerikanischen Krieges gegen den Terror ist, nicht verwundert.